Nationalratswahl 1999
Bei der Nationalratswahl am 3. Oktober 1999 kandidierte Thomas Prinzhorn als Spitzenkandidat für die FPÖ, mit ihm im Duett auf Listenplatz 2 folgte Jörg Haider. Die FPÖ erzielte mit 26,91 Prozent (einem Plus von 5,02 Prozent) das stärkste NR-Wahl-Ergebnis ihrer Geschichte. Das entsprach 52 Mandaten im Nationalrat, einem Plus von 11 Sitzen.
Die SPÖ musste zum wiederholten Mal herbe Verluste hinnehmen, die ÖVP leichte, und rutschte knapp hinter die FPÖ auf Platz drei ab. Die Grünen konnten zulegen, das Liberale Forum schaffte den Einzug in den Nationalrat nicht mehr.
Kurzbeschreibung des Wahlkampfes
Seit fast drei Jahrzehnten stellte die SPÖ den Bundeskanzler. Die Umbruchsstimmung in Österreich war auf ihrem Höhepunkt und die FPÖ konnte wie schon bei den Wahlen davor voll auf die Karte der Erneuerung setzen. Mit den beiden Frontmännern Thomas Prinzhorn und Jörg Haider - der nicht alleiniger Spitzenkandidat war, weil er im Frühjahr zuvor in Kärnten Landeshauptmann wurde - plakatierte die FPÖ „Zwei echte Österreicher“. Der zentrale Slogan war „Österreich zuerst“, jeweils mit der Variation „Wir garantieren: Stopp der Überfremdung!“ und „Wir garantieren: Stopp dem Asylmissbrauch!“. Dazu kamen Slogans wie „Echte Freunde halten ihr Versprechen“, auf dem Haider, Prinzhorn und andere zu sehen waren.
Der Slogan „Österreich zuerst“ galt als Anlehnung an das gleichnamige Volksbegehren der Freiheitlichen im Jahr 1992. Das Zuwanderungsthema war aber nur eines von mehreren, hauptsächlich wollte man den rot-schwarzen Proporz bekämpfen und die verkrusteten Strukturen – Stichwort Parteibuchwirtschaft – aufbrechen, aber auch die Entstaatlichung vieler Bereiche vorantreiben.
Wahlergebnis
Zur Nationalratswahl 1999 kandidierten unter anderen folgende wahlwerbende Parteien und Listen:
Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ)
Österreichische Volkspartei (ÖVP)
Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)
Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE)
Liberales Forum (LIF)
Die Unabhängigen – Liste Lugner (DU)
Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ)
Nein zu NATO und EU – Neutrales Österreich Bürgerinitiative (NEIN)
Christliche Wählergemeinschaft (CWG)
Wahlwerbende Parteien | Stimmen | Anteil 1999 | ± | Mandate 1999 | ± |
---|---|---|---|---|---|
SPÖ | 1.532.448 | 33,15% | -4,9% | 65 | -6 |
FPÖ | 1.244.087 | 26,91% | +5,02% | 52 | +11 |
ÖVP | 1.243.672 | 26,91% | -1,38% | 52 | ±0 |
GRÜNE | 342.260 | 7,40% | +2,59% | 14 | +5 |
Regierungsbildung
Die Verluste der beiden Regierungsparteien – insbesondere der SPÖ – machten einen Regierungswechsel möglich. Koalitionsverhandlungen der SPÖ scheiterten, die Verhandlungen über eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ führten zu einem Ergebnis, wenngleich dabei der dritte, also die ÖVP, zur Kanzlerpartei gemacht wurde. Diese „Wendekoalition“, die „Bundesregierung Schüssel I“ (unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, ÖVP), war die erste schwarz-blaue Regierung und beendete die fast dreißigjährige Kanzlerschaft der SPÖ. Die Regierungsbeteiligung der FPÖ führte zu heftigen internationalen Protesten und EU-Sanktionen, die nach Empfehlungen eines Weisenrates im September 2000 wieder aufgehoben wurden.
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