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1918. AN DER WIEGE ZUR REPUBLIK

HIER GEHT ES ZUM FILM: 1918. An der Wiege zur Republik


Die Freiheitliche Partei Österreichs wurde am 7. April 1956 im Rahmen eines Gründungsparteitages ins Leben gerufen. In ihrem Namen trägt sie das Wort „Freiheit“, das als Grundelement der Programmatik gilt. Die Wurzeln dieser national-freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft gehen aber bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. 

Die Geschichte des nationalliberalen Lagers und der FPÖ, Teil 3:
Das Dritte Lager und die Gründung der Republik Deutschösterreich 1918

Die über 600 Jahre andauernde Herrschaft des Hauses Habsburg in Österreich ging nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1918 zu Ende. Kaiser Karl I., der Franz Joseph I. im Kriegsjahr 1916 auf den Thron gefolgt war, hatte zuvor vergeblich versucht, die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn als „Bund freier Völker“ zu erhalten.

Mit dem Ausscheiden der anderen Nationalitäten aus dem Reichsverband traten am 21. Oktober 1918 daher auch 208 deutschsprachige Abgeordnete des Wiener Reichsrats, der für die österreichische Reichshälfte zuständig war, im Niederösterreichischen Landhaus in Wien zusammen: Die größte Zahl an Abgeordneten stellten die nationalliberalen und deutschnationalen Parteien vor den Christlichsozialen und den Sozialdemokraten. Dabei beschloss man die Gründung eines selbstständigen Staates und konstituierte sich als Provisorische Nationalversammlung. Als Staatsname für die neue Republik wählte man „Deutschösterreich“. Am 30. Oktober 1918 nahm die Wiener Nationalversammlung eine vorläufige Verfassung an und richtete eine Note an den Präsidenten der USA, Woodrow Wilson, wonach die „Deutsche Nation in Österreich“ beschlossen habe, einen eigenen Staat zu bilden. Dies kann als Proklamation der Eigenstaatlichkeit und damit als eigentliches Gründungsdatum der Republik angesehen werden – denn auch das erste Staatsgesetzblatt des neuen Staates Deutschösterreich bezieht sich auf diesen 30. Oktober.

Das Präsidium der Provisorischen Nationalversammlung hatten drei Präsidenten: den Deutschliberalen Franz Dinghofer, den Christlichsozialen Johann Hauser und den Sozialdemokraten Karl Seitz. Zum Staatskanzler wählte man den Sozialdemokraten Karl Renner. Nach dem Verzicht Kaiser Karls I. an jeglichem Anteil an den Staatsgeschäften wurde in der dritten Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung am 12. November 1918 – drei Tage nach der Ausrufung der deutschen Republik in Berlin – einstimmig das Gesetz „über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich“ beschlossen. Die ersten beiden Artikel lauteten: „Artikel 1. Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt. Artikel 2. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der deutschen Republik […]“

Franz Dinghofer war schließlich jener Politiker, der am 12. November 1918, von der Rampe des Parlamentsgebäudes am Wiener Ring aus, die neue Republik ausrief.

Die erste Volkswahl zur Konstituierenden Nationalversammlung fand am 16. Februar 1919 statt, wobei erstmals auch Frauen ihre Stimme abgeben konnten. Von den 170 neuen Abgeordneten entfielen 72 auf die Sozialdemokraten, 69 auf die Christlichsozialen und nur mehr 26 auf die nationalliberalen, beziehungsweise deutschnationalen Parteien. Damit waren diese zum Dritten Lager in der neuen Republik geworden – eine bis heute verwendete Bezeichnung.

Die Nationalliberalen waren eng mit der Entstehung der Ersten Republik verbunden – aus staatspolitischer Räson war das größte parlamentarische Lager des alten Reichsrats ja sogar bereit, den unmittelbaren Führungsanspruch an die Sozialdemokraten abzugeben.

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