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Heinz-Christian Strache (*1969)

Bundesparteiobmann der FPÖ von 2005 bis 2019

Klubobmann des Freiheitlichen Parlamentsklubs von 2006 bis 2017

Vizekanzler der Republik Österreich von 2017 bis 2019

Landesparteiobmann der FPÖ Wien von 2004 bis 2019

 

Heinz-Christian Strache – auch HC Strache genannt – stand 14 Jahre als Bundesparteiobmann an der Spitze der FPÖ. Unter seiner Obmannschaft steigerte die FPÖ ihren Wähleranteil im Bund auf über 25 Prozent. Gleichzeitig prägte Heinz-Christian Strache wie einst Jörg Haider eine Ära in der Parteigeschichte. Seine politische Karriere begann Strache als Bezirkspolitiker im Wiener Stadtteil Landstraße. Im Jahr 2005 wurde der gebürtige Wiener zum FPÖ-Bundesparteiobmann gewählt und 2006 zog Strache als Abgeordneter in den österreichischen Nationalrat ein. Letztlich führte Heinz-Christian Strache die FPÖ im Jahr 2017 in eine Koalition mit der ÖVP und wurde Vizekanzler. Überschattet wurde die Regierungsbeteiligung der FPÖ aber von der „Ibiza-Affäre“, die zum Rücktritt des Wiener FPÖ-Politikers von sämtlichen Ämtern und in weiterer Folge zu einem Parteiausschluss führte.

Kurzbiografie

Heinz-Christian Strache wurde am 12. Juni 1969 in Wien geboren. Er wurde von seiner Mutter alleine großgezogen und besuchte unter anderem ein Internat. Nach dem Abschluss der Hauptschule wurde Heinz-Christian Strache zum Zahntechniker ausgebildet. Diesen Beruf übte er danach als selbstständiger Zahntechniker aus und leistete zudem seinen Präsenzdienst beim österreichischen Bundesheer ab.

Die politische Karriere des gebürtigen Wieners begann im Jahr 1991: Heinz-Christian Strache wurde freiheitlicher Bezirksrat im 3. Wiener Gemeindebezirk und fungierte ab 1993 im Bezirk auch als Bezirksparteiobmann. Weiters war Strache von 1996 bis 2006 FPÖ-Landtagsabgeordneter in Wien. 2004 stieg Strache schließlich zum Landesparteiobmann der FPÖ Wien auf.

Heinz-Christian Strache galt ursprünglich innerhalb der FPÖ als Unterstützer von Jörg Haider. Angesichts einer Serie von Wahlniederlagen – die FPÖ befand sich seit dem Jahr 2000 ununterbrochen in einer Koalition mit der Österreichischen Volkspartei unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel – wandelte er sich aber zu einem der prominentesten Kritiker des FPÖ-Regierungskurses innerhalb der Partei. Dieser Regierungskurs wurde jedoch sowohl vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider als auch von der neuen FPÖ-Bundesparteiobfrau Ursula Haubner unterstützt. Gleichzeitig galt Heinz-Christian Strache schon länger als Nachwuchshoffnung der FPÖ auf Bundesebene.

Nach einer Zuspitzung des parteiinternen Konflikts verließ die FPÖ-Spitze am 4. April 2005 die Partei und gründete die Bewegung „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ). Federführend bei dieser Gründung war Jörg Haider, der gemeinsam mit seiner Schwester, der bisherigen FPÖ-Parteichefin Ursula Haubner, und dem freiheitlichen Vizekanzler Hubert Gorbach das gesamte FPÖ-Regierungsteam und etliche Mandatare des blauen Parlamentsklubs zu einem Übertritt zum BZÖ bewegen konnte. Fast alle politischen Beobachter schätzten die zukünftigen Chancen der Freiheitlichen daher als gering ein: Die FPÖ verfügte im Parlament nur mehr über zwei Nationalratsabgeordnete mit klarem Bekenntnis zur Parteilinie. Außerdem stand man vor einem gewaltigen Schuldenberg. Dennoch war die Parteibasis im Großen und Ganzen dem BZÖ nicht gefolgt. Abgesehen von Kärnten blieben alle freiheitlichen Landesparteien bei der FPÖ.

Am 23. April 2005 wurde Heinz-Christian Strache auf dem 27. Ordentlichen Bundesparteitag in Salzburg mit 90,1 Prozent der Delegiertenstimmen zum Bundesparteiobmann der FPÖ gewählt. Punkten wollte man als kantige Oppositionspartei und „soziale Heimatpartei“ nun vor allem mit aktuellen Themen wie dem Erhalt der österreichischen Leitkultur. Mit den beiden FPÖ-Generalsekretären Herbert Kickl und Harald Vilimsky wurde dem neuen Obmann zudem ein eingespieltes Team zur Seite gestellt. Zu einer Optimierung kam es auch beim Marketing. Mit der Marke „HC“ für den neuen Parteiobmann wollte man auch das jüngere Publikum erreichen. Und der Neustart zahlte sich aus: Ein erstes Lebenszeichen der FPÖ mit Heinz-Christian Strache an der Spitze gab es bereits bei den Wiener Landtags- und Gemeinderatswahlen am 23. Oktober 2005. Strache, der am Wiener FPÖ-Parteitag am 6. März 2004 zum Landesparteiobmann gewählt worden war, trat als Spitzenkandidat an. Die FPÖ erreichte 14,83 Prozent und schaffte beim Stimmenanteil den dritten Platz hinter SPÖ und ÖVP. Im November 2005 wurde Heinz-Christian Strache auch zum Klubobmann des Wiener Landtagsklubs der FPÖ gewählt. Diese Funktion übte der Wiener Landesparteichef bis 2006 aus.

Auf Bundesebene konsolidierte sich die Partei ebenfalls: Bei der Nationalratswahl am 1. Oktober 2006 trat Heinz-Christian Strache zum ersten Mal bundesweit als Spitzenkandidat an. Die FPÖ erreichte 11,04 Prozent, während das BZÖ mit lediglich 4,11 Prozent nur knapp den Einzug in den Nationalrat schaffte. Damit hatte sich die FPÖ als der erfolgreichere Teil des „geschiedenen“ Dritten Lagers erwiesen. Nun sollte sich der frühere Aufstieg der FPÖ unter Jörg Haider mit Heinz-Christian Strache fast identisch wiederholen: Bei der Nationalratswahl am 28. September 2008 fuhr man bereits 17,54 Prozent ein. Zwar konnte das BZÖ mit über 10 Prozent die Grünen bei der Wahl überholen. Doch der überraschende Tod von Jörg Haider am 11. Oktober 2008 bereitete den Spekulationen über eine Kooperation zwischen FPÖ und BZÖ ein jähes Ende und führte letztlich zum politischen Aus für das BZÖ.

Insgesamt war die FPÖ unter Heinz-Christian Strache aber auch durch eine Rückbesinnung auf freiheitliche Werte gekennzeichnet. Dies zeigte sich unter anderem auch in der Programmatik. So bekannte man sich etwa im neuen Parteiprogramm, das 2011 in Graz beschlossen wurde, neuerlich zur deutschen Kulturgemeinschaft.

Nach einer ganzen Reihe von Wahlerfolgen im Bund und in den Ländern wurde die FPÖ ab dem Jahr 2014 in etlichen Umfragen bereits als die stärkste Partei des Landes gesehen. Große Zustimmung unter der österreichischen Bevölkerung erhielten die Freiheitlichen vor allem infolge des Massenansturms von Asylwerbern im Sommer 2015. Allerdings erwuchs der FPÖ ab dem Frühjahr 2017 eine nicht unerhebliche Konkurrenz durch den neuen ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, der mit seiner Wahlbewegung einer „neuen Volkspartei“ im türkisen Anstrich die öffentliche Wahrnehmung in der österreichischen Innenpolitik zu dominieren begann.

Trotzdem konnten die Freiheitlichen bei der vorgezogenen Nationalratswahl vom 15. Oktober 2017 mit fast 26 Prozent und 51 Mandaten zu ÖVP und SPÖ aufschließen. Durch den Wahlsieg der ÖVP – diese wurde mit über 31 Prozent stimmenstärkste Partei – und das beachtliche Ergebnis der Freiheitlichen kam es zur Bildung einer Mitte-Rechts-Regierung zwischen ÖVP und FPÖ. Man einigte sich auf eine gemeinsame Bundesregierung unter ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Damit stand am Ende des neuerlichen Aufstiegs der FPÖ unter Heinz-Christian Strache wie schon im Jahr 2000 unter Jörg Haider der Gang in die österreichische Bundesregierung. Im Dezember 2017 wurde die neue Regierung angelobt. FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache wurde dadurch Vizekanzler sowie Minister für Beamte und Sport. Zudem stellte die FPÖ fünf weitere Minister und einen Staatssekretär.

Auch bei den Eckpunkten des türkis-blauen Regierungsprogramms war die freiheitliche Handschrift erkennbar: Die Regierung setzte etwa auf eine neue Linie im Bereich der Migrationspolitik, auf einen verstärkten Grenzschutz, auf eine Reform der Mindestsicherung sowie auf eine Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger. Eine Steuerreform war in Planung.

Trotz der positiven Umfragewerte der Regierung in der Bevölkerung zerbrach die Koalition jedoch im Mai 2019 durch die Folgen der „Ibiza-Affäre“. Der Auslöser der Affäre war ein kompromittierendes und offenbar illegal gedrehtes Video aus dem Jahr 2017, das am 17. Mai 2019 veröffentlicht wurde. Es zeigte Heinz-Christian Strache im privaten Umfeld auf der spanischen Mittelmeerinsel Ibiza, wie er – so der Vorwurf – mit einer vermeintlichen russischen Investorin beispielsweise über Staatsaufträge im Gegenzug für Parteispenden verhandelte. Angesichts der Affäre trat Heinz-Christian Strache am 18. Mai 2019 unter anderem als Vizekanzler sowie Bundesparteiobmann der FPÖ zurück. Trotzdem verkündete Bundeskanzler Sebastian Kurz am 18. Mai 2019 Neuwahlen und beendete damit die türkis-blaue Koalition. In weiterer Folge kam es allerdings zu parteiinternen Auseinandersetzungen rund um die künftige Rolle des Ex-Obmanns in der Partei. Diese führten im Dezember 2019 letztendlich zum Ausschluss von Heinz-Christian Strache aus der FPÖ. Begründet wurde dieser Schritt auch mit dem parteischädigenden Verhalten des früheren Bundesparteiobmanns.


HIER GEHT ES ZUM VIDEO     2005–2017: Der Aufstieg der FPÖ unter HC Strache

HIER GEHT ES ZUM VIDEO     2017–2019: Eine Reformkoalition für Österreich

Wesentliche politische Funktionen

1996–2006          Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderates

2004–2019          Landesparteiobmann der FPÖ Wien

2005–2019          Bundesparteiobmann der FPÖ

2005–2006          Klubobmann des Wiener Landtagsklubs der FPÖ

2006–2017          Klubobmann des Freiheitlichen Parlamentsklubs

2017–2019         Vizekanzler der Republik Österreich und Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport

Literatur über Heinz-Christian Strache (u.a.)

  • Andreas Mölzer. Neue Männer braucht das Land. Heinz-Christian Strache im Gespräch mit Andreas Mölzer. W3-Verlags-Gesellschaft, Wien 2006 (Zur Zeit, Die Edition, Band 7)

  • Martin Hobek. HC Strache – Vom Rebell zum Staatsmann. Leopold Stocker Verlag, Graz 2018

Weblinks zur Person

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