Herbert Alois Kraus (1911-2008)
Gründungsmitglied und Bundesobmann des Verbandes der Unabhängigen 1949–1952
Abgeordneter zum Nationalrat 1949–1956 (VdU/WdU)
Herbert Alois Kraus war Mitbegründer des Verbandes der Unabhängigen (VdU) und dessen Bundesobmann von 1949 bis 1952, Abgeordneter zum Nationalrat, sowie Klubobmann des VdU im Parlament.
Herbert Alois Kraus wurde am 18. November 1911 in Zagreb geboren, wuchs in Tirol auf, besuchte dort die Volksschule, später das Gymnasium in Brixen und Feldkirch und maturierte schließlich 1930 in Wien. Danach studierte er Volkswissenschaften an der Hochschule für Welthandel in Wien, wo er schließlich 1935 zum Doktor der Handelswissenschaften promovierte. Die nächsten zwei Jahre arbeitete er als Privatlehrer in Polen und der Tschechoslowakei, bis er 1936 in Wien ein Unternehmen gründete.
1938 wurde er Wirtschaftsjournalist und war zunächst für das „Neue Wiener Journal“ tätig, danach dann bis 1941 als Korrespondent in Berlin für das „Südost-Echo“. Während seines Dienstes in der Wehrmacht war er für wirtschaftliche Nachrichten zuständig, vor allem in der Ukraine. Im Jahr 1944 wurde gegen ihn wegen allzu kritischer Berichterstattung ein Kriegsgerichtsverfahren eingeleitet, welches aber niedergelegt wurde.
Nach dem Krieg kam Kraus nach Österreich zurück, und bemühte sich vergeblich, bei den Alliierten eine Lizenz für eine eigene Zeitung zu erhalten, weswegen er schließlich als Redakteur für die Salzburger Nachrichten arbeitete. 1946 schließlich gründete er die Zeitschrift "Berichte und Informationen" und engagierte sich zunehmend politisch. Besonders was das österreichische Nationalsozialistengesetz betraf, fand er kritische Töne im Zusammenhang mit der Arbeitsverbot für hunderttausende „belastete“ ehemalige Mitglieder der NSDAP.
Im Jahr 1949 gründete er schließlich gemeinsam mit dem Publizisten Viktor Reimann den Verband der Unabhängigen (VdU), der beim ersten Antreten bei der Nationalratswahl 1949 (als „Wahlpartei der Unabhängigen“) auf Anhieb rund elf Prozent der Stimmen und 16 Mandate im Hohen Haus erzielen konnte. Kraus war Bundesobmann des VdU, später Klubobmann und Nationalratsabgeordneter für den VdU.
Bei der Gründung der FPÖ 1956 trat Kraus dieser nicht bei und zog sich aus der Politik zurück. Er wurde unternehmerisch als Wirtschaftsmanager tätig und war unter anderem Mitbegründer der Donau-Finanz (1957).
1978 gründete Kraus den "Liberalen Klub" als Plattform für überparteiliche Diskussionen und Begegnung von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. 1992 gründete er die Kommission für Großeuropa.
Herbert Alois Kraus verstarb am 4. September 2008 in Wien.
Wesentliche politische Funktionen
1949–1952 | Bundesobmann des Verbandes der Unabhängigen |
1949–1956 | Abgeordneter zum Nationalrat |
1949–1956 | Klubobmann des Verbandes der Unabhängigen |
1978–1993 | Präsident des Liberalen Klubs in Wien |
Publikationen (Auszug)
Russland 1941. Volk, Kultur und Wirtschaft. Südost-Echo, Wien 1942
Österreich zwischen 1945 und 1955, Freiheitliches Bildungswerk, Wien 1979
„Untragbare Objektivität“. Politische Erinnerungen 1917 bis 1987, Amalthea-Verlag, Wien 1988
Großeuropa, Langenmüller-Verlag 1990
Europa mit Russland vereint. Eine Vision für das 21. Jahrhundert (zusammen mit Gergana Schulak), Molden-Verlag, Wien 2003