Nationalratswahl 1994
Bei der Nationalratswahl am 9. Oktober 1994 trat für die FPÖ Dr. Jörg Haider als Spitzenkandidat an. Die Freiheitlichen erreichten 22,5 Prozent der Stimmen, was ein Plus von 5,9 Prozent bedeutete, sowie 42 Mandate (plus 9) im Nationalrat.
Die beiden Regierungsparteien SPÖ (mit Spitzenkandidat Franz Vranitzky) und ÖVP (mit Spitzenkandidat Erhard Busek) mussten beide herbe Verluste hinnehmen, die SPÖ blieb jedoch stärkste Partei.
Kurzbeschreibung des Wahlkampfes
Der freiheitliche Wahlkampf für die Nationalratswahl 1994 steht unter dem Motto "Einfach ehrlich, einfach Jörg". Zentrale Slogans der FPÖ sind auf den Spitzenkandidaten Jörg Haider zugeschnitten, u.a.: „Sie sind gegen ihn, weil er für Euch ist“ und „Er sagt, was wir denken“. Damit wird Haider als Politiker dargestellt, der Robin-Hood-ähnlich als einziger gegen das „Establishment“ aus SPÖ und ÖVP auftritt und die Interessen der österreichischen Wähler vertritt. Es wird also voll auf den Gegensatz gesetzt: Hier Haider als Mann des Volkes, auf der anderen Seite die „Herrschenden“ aus SPÖ und ÖVP, die den Proporz im Land vorantreiben.
Diese Inszenierung wird die Freiheitlichen in abgewandelter Form durch die nächsten Wahlen tragen und fußt auf der Umbruchsstimmung in der Republik, die zusehends die beiden langjährigen Regierungspartner ÖVP und SPÖ unter Bedrängnis bringt.
Am 5.9.1994 hielt FPÖ-Bundesparteiobmann Abg. Dr. Jörg Haider im Palais Ferstl in Wien eine Grundsatzrede zum Thema "Grundsätzliches zu Freiheit und Demokratie in Österreich". Diese "Österreich Erklärung" finden Sie HIER.
Eine Wahl-Konfrontation im Rahmen der ORF-Sendung "Der Runde Tisch" vom 21.9.1994 zwischen Franz Vranitzky (SPÖ) und Jörg Haider können Sie HIER ansehen. Inhaltlich ging es um Sicherheits- und Umweltpolitik, Wohnbau und Ausländer.
Das Wahlergebnis zeigt, dass dieser Wahlkampf und seine Inhalte bei den Wählern gut angekommen ist.
Wahlergebnis
Zum Nationalrat bei der Wahl am 9. Oktober 1994 kandidierten folgende Parteien: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Die Grüne Alternative, LIF, KPÖ, VGÖ/Vereinte Grüne Österreichs, BGÖ/Bürgerliche Grüne Österreichs - Freie Demokraten und ÖNP - Österreichische Naturgesetz-Partei), Nein - Bürgerinitiative gegen den Verkauf Österreichs, Christliche - Wähler - Gemeinschaft, Fritz Georg, Die Beste Partei.
Die SPÖ und die ÖVP mussten starke Verluste hinnehmen, konnten aber Platz 1 und 2 behaupten, von den Verlusten der beiden Regierungsparteien profitierte vor allem die FPÖ. Viertstärkste Partei wurde die Grünen, fünfte das Liberale Forum von Heide Schmidt, die beim erstmaligen Antritt den Einzug in den Nationalrat schafften.
Wahlwerbende Parteien | Stimmen | Anteil 1994 | ± | Mandate 1994 | ± |
---|---|---|---|---|---|
SPÖ | 1.617.804 | 34,9% | -7,9% | 65 | -15 |
ÖVP | 1.281.804 | 27,7% | -4,4% | 52 | -8 |
FPÖ | 1.042.332 | 22,5% | +5,9% | 42 | +9 |
GRÜNE | 338.538 | 7,3% | +2,5% | 13 | +3 |
Liberales Forum | 276.580 | 6,0% | n.k. | 11 | +11 |
Regierungsbildung
Nach der Wahl verhandelten SPÖ und ÖVP über eine Regierungskoalition, die letztlich auch zu einer erneuten rot-schwarzen Bundesregierung unter Bundeskanzler Franz Vranitzky führten. Jedoch musste diese Regierung bereits 1995 das Handtuch werfen, und es kam zu einer vorgezogenen Neuwahl des Nationalrates.