Nationalratswahl 1986
Bei der vorgezogenen Nationalratswahl am 23. November 1986 trat erstmals Jörg Haider als Spitzenkandidat für die FPÖ an. Die Freiheitlichen konnten 9,73 Prozent erreichen, und mit einem Plus von 4,75 Prozent ihre Stimmen fast verdoppeln. In Mandaten entsprach das Ergebnis 18 Sitzen im Hohen Haus (plus 6).
Die SPÖ verlor stark, die ÖVP musste ebenso leichte Verluste hinnehmen. Erstmals zogen die Grünen ins Parlament ein.
Kurzbeschreibung des Wahlkampfes
1986 war innenpolitisch ein turbulentes Jahr für Österreich. Zum einen wurde Kurt Waldheim trotz der gleichnamigen Affäre zum Bundespräsidenten gewählt, zum anderen übernahm Jörg Haider beim Parteitag in Innsbruck die Führung in der FPÖ. Die Partei war unter Norbert Steger seit 1983 in einer Koalition mit der SPÖ, Kanzler war Fred Sinowatz, der nach der Wahl von Waldheim zurücktrat und an Franz Vranitzky übergab, der nach der Übernahme von Haider die Koalition mit der FPÖ aufkündigte und eine vorgezogene Neuwahl veranlasste.
Für die Freiheitlichen war die Wahl Haiders und sein Antreten als Spitzenkandidat ein Paradigmenwechsel. Der politisch hochtalentierte Jörg Haider war in der Bevölkerung sehr beliebt und konnte bereits in Kärnten reüssieren. Nachdem man als Juniorpartner in der Regierung laut Umfragen den Einzug ins Parlament nicht mehr schaffen würde, gab es parteiintern breite Unterstützung für Haider und einen frischer Wind bei den Freiheitlichen.
Plakatiert wurde Jörg Haider mit dem Slogan „Ein Politiker der neuen Art“ – frischer Wind also nicht nur für die Freiheitlichen, sondern für das ganze Land.
Wahlergebnis
Zur Nationalratswahl 1986 kandidierten unter anderen folgende wahlwerbende Parteien und Listen:
Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ)
Österreichische Volkspartei (ÖVP)
Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)
Die Grüne Alternative – Liste Freda Meissner-Blau (GRÜNE)
Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ)
Aktionsliste „Mir reicht’s!“ (MIR)
Die Grünalternativen – Demokratische Liste (GAL)
VGÖ – VÖGA – Unabhängige Gemeinderäte
Wahlwerbende Parteien | Stimmen | Anteil 1986 | ± | Mandate 1986 | ± |
---|---|---|---|---|---|
SPÖ | 2.092.024 | 43,1% | -4,5% | 80 | -10 |
ÖVP | 2.003.663 | 41,3% | -1,9% | 77 | -4 |
FPÖ | 472.205 | 9,7% | +4,7% | 18 | +6 |
GRÜNE | 234.028 | 4,8% | n.k.% | 8 | +8 |
Regierungsbildung
Trotz des FPÖ-Wahlsieges war 1986 der Beginn der sogenannten „Vranitzky-Doktrin“ –niemals mit der FPÖ unter Jörg Haider zu koalieren - und so wurde die Große Koalition wieder ins Leben gerufen, unter SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky und ÖVP-Vizekanzler Alois Mock.