Dr. Tassilo Broesigke
1956 Mitbegründer der freiheitliche Landesgruppe Wien
1956-1977 Landesparteiobmann Wien
1959-1963 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderats und Obmann des Rathausklubs der Partei
1963-1966 Abgeordneter zum Nationalrat
u. 1970-1980
1980-1992 Präsident des Rechnungshof Österreich
Kurzbiographie
Tassilo Broesigke wurde am 08.06.1919 in Meierhöfen bei Karlsbad, damals Böhmen (heute: Karlovy Vary, Tschechische Republik), geboren.
Er absolvierte das Gymnasium in Hollabrunn und widmete sich zuerst dem Studium der Philosophie und Geschichte und dann dem der Rechtswissenschaften. Broesigke studierte von 1937 bis 1940 an den Universitäten München, Wien und Heidelberg. Zwischen 1940 und 1945 war er im Kriegsdienst und kehrte 1946 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Österreich zurück. Im Jahr 1947 promovierte er als Dr.iur. Vier Jahre später, 1951, eröffnet er seine eigene Rechtsanwaltskanzlei.
1949 war Broesigke Mitbegründer des Verbandes der Unabhängigen (VdU) und wurde stellvertretender Landesobmann des Wiener VdU. Bereits vor dem Gründungsparteitag der FPÖ am 07.04.1956 hatte er die freiheitliche Landesgruppe Wien mitbegründet, die er dann in die Bundes-FPÖ einbrachte. Er war von Beginn an Landesparteiobmann der Landesgruppe von Wien, was er bis 1977 blieb. Bei der Wien-Wahl 1959 erreichten die Wiener Freiheitlichen 8 Prozent der Stimmen und vier Mandate. Somit zog er drei Jahre nach der Gründung der FPÖ als Abgeordneter in den Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderats ins Wiener Rathaus ein und war für diese Regierungsperiode auch Klubobmann der Parteifraktion. 1963 bekam Tassilo Broesigke erstmals ein Mandat im österreichischen Nationalrat, welches er bis 1966 belegte. Dann wurde er stellvertretender Bundesparteiobmann, dieses Amt hatte er 12 Jahre inne. Außerdem war er von 1967-1970 Mitglied des ORF Aufsichtsrats.
Bei der Nationalratswahl im März 1970 nahm der Jurist Broesigke Unregelmäßigkeiten in Wien zum Anlass, um die Wahl anzufechten. Bei der Wahlwiederholung in drei Wiener Wahlkreisen in Wien im Oktober 1970 erhielt die FPÖ einen zusätzlichen Sitz auf Kosten der ÖVP und so kehrte Broesigke 1970 als Abgeordneter in den Nationalrat zurück, wo er die nächsten 10 Jahre verbrachte. Im Nationalratsklub war er Experte für Rechtsstaat, Verfassung und Steuerrecht und wirkte an bedeutenden Gesetzeswerken wie der der Wahlrechtsreform, der Familienrechtsreform, der Volksanwaltschaft und der Medienrechtsreform mit. Am 26.11.1970 wurde im Nationalrat mit einfacher Mehrheit, mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ, die Wahlrechtsreform beschlossen, die auf ein Konzept von Tassilo Broesigke aus dem Jahr 1959 zurückging, und nach der für die FPÖ sichergestellt wurde, dass sie genau wie SPÖ und ÖVP mit rund 25.000 Stimmen ein Nationalratsmandat erhielt und nicht mehr rund doppelt so viele Stimmen wie die Großparteien SPÖ und ÖVP benötigte. Jeder Wählerstimme wurde gleiches Gewicht verliehen.
Ebenfalls Anfang der 70er Jahre stellte FP-Steuerexperte Broesigke 50 Abänderungsanträge zur Einführung der Mehrwertsteuer unter SPÖ Finanzminister Androsch, und legte als Alternative ein überschaubares einfaches Steuerkonzept vor. Auch der Gesetzesentwurf über die Bildungsakademien der Parteien kam unter Federführung von Broesigke zustande (1972). 1972 war er Vorsitzender des zweiten UNO-City-Untersuchungsausschusses und ab 1977 Obmann des Justizausschusses im Nationalrat.
Broesigke war als wesentlich an der Gestaltung des neuen FPÖ-Parteiprogrammes von 1968 beteiligt, wie auch am Manifest zur Gesellschaftspolitik (1973), das die FPÖ-Programmatik der siebziger Jahre prägte.
In den letzten drei Jahren als Nationalratsabgeordneter war Dr. Tassilo Broesigke auch Klubobmann-Stellvertreter der Nationalratsfraktion der Partei. Sein hohes Maß an Fachwissen sowie seine diplomatischen Fähigkeiten charakterisierten Tassilo Broesigke. Es ist anzumerken, dass er auch außerparteilich hohes Ansehen genoss.
Im Jahr 1980 wurde er Präsident des österreichischen Rechnungshofs, diese Tätigkeit übte er bis 1992, bis er 73 Jahre alt war, aus.
Des Weiteren bekam Tassilo Broesigke für seine stetige Einsatzbereitschaft zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Als wichtigste zu nennen sind: Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich 1983, Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich 1980, Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1976, Bürger ehrenhalber der Stadt Wien 1997 und das Goldene Doktordiplom der Universität Wien 1999.
Bezüglich seines Privatlebens weiß man, dass er verheiratet war und drei Kinder hatte.
Dr. Broesigke verstarb am 09.09.2003 in Hollabrunn in Niederösterreich.
Wesentliche politische Funktionen
1956-1977 Landesparteiobmann Wien
1956-1980 Vorstandsmitglied der Partei
1959-1963 Wiener Landtagsabgeordneter und Gemeinderatsmitglied
1959-1963 Klubobmann der Partei im Rathaus
1963-1966 und
1970-1980 Abgeordneter zum Nationalrat
1966-1978 Stellvertretender Bundesparteiobmann
1967-1970 Mitglied des ORF Aufsichtsrats
1977-1980 Klubobmann-Stellvertreter der Nationalratsfraktion
1980-1992 Präsident des Rechnungshofes Österreich
Weblinks
Dr. Tassilo Broesigke - Rechnungshof Österreich
Tassilo Broesigke – Wien Geschichte Wiki
Dr. Tassilo Broesigke, Biografie (parlament.gv.at)
Dr. Tassilo Broesigke, M08POL (wien.gv.at)
Pieringer Kurt: Die Geschichte der Freiheitlichen, Verlag ORAC, Wien 1982