1920-1938. NATIONALLIBERALE IN DER 1. REPUBLIK
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Die Freiheitliche Partei Österreichs wurde am 7. April 1956 im Rahmen eines Gründungsparteitages ins Leben gerufen. In ihrem Namen trägt sie das Wort „Freiheit“, das als Grundelement der Programmatik gilt. Die Wurzeln dieser national-freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft gehen aber bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück.
Die Geschichte des nationalliberalen Lagers und der FPÖ, Teil 4:
Von der Republiksgründung zum Anschluss 1938
Die Nationalliberalen in der Ersten Republik
Die Republik Deutschösterreich kam nach ihrer Gründung 1918 nicht zur Ruhe. Eine Belastungsprobe war der Friedensvertrag von Saint-Germain mit den Siegermächten des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919, wobei deutschsprachige Gebiete der ehemaligen Monarchie wie etwa Südtirol abgetrennt, der Staatsname „Deutschösterreich“ untersagt und ein Anschluss an Deutschland verboten wurden. Diesen hatten 1918 sowohl die nationalliberalen Parteien als auch die Sozialdemokratie gefordert.
Die 1919 entstandene Koalition aus Christlichsozialen und Sozialdemokraten zerbrach bald. Zu den nationalliberalen Parteien, die nun die „Dritte Kraft“ im Parlament waren, zählten die Großdeutsche Volkspartei und der Landbund, die in wechselnden Koalitionen gemeinsam mit den Christlichsozialen bis 1933 regierten. Führende nationalliberale Persönlichkeiten waren der Bundeskanzler Johannes Schober sowie der erste Bundespräsident der Republik Österreich, der offiziell parteiungebundene Nationalökonom Michael Hainisch.
Zwar konnte nach der Inflation der 1920er Jahre die Währung durch den Schilling stabilisiert werden, doch gleichzeitig kam es zu einer Militarisierung der Innenpolitik, wobei sowohl die Christlichsozialen als auch die Sozialdemokraten paramilitärische Verbände schufen. Die sich daraus ergebenden bürgerkriegsähnlichen Zustände gipfelten im Brand des Justizpalastes in Wien im Jahr 1927 mit fast 100 Toten. Gekoppelt mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise kam es schließlich zur Abkehr von der Demokratie: Die Christlichsozialen orientierten sich am faschistischen Italien Benito Mussolinis, von dem sie Unterstützung gegen die aggressive Politik Deutschlands unter Adolf Hitler erhofften. Auch der Kurs der Sozialdemokratie wurde autoritärer, während die Anhänger des Dritten Lagers verstärkt zu den österreichischen Nationalsozialisten abwanderten.
Angesichts der Stärke der Nationalsozialisten und des Konflikts mit den Sozialdemokraten benützte der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß eine Geschäftsordnungskrise des Nationalrates im März 1933, um die parlamentarische Demokratie zu beseitigen und den Weg in den autoritären Ständestaat zu ebnen. Proteste der Nationalliberalen wurden unterdrückt. Nach dem Verbot der österreichischen Nationalsozialisten 1933 folgte nach einem kurzen, blutigen Bürgerkrieg im Februar 1934 auch das Verbot der Sozialdemokratie. Der Druck des nationalsozialistischen Deutschlands auf Österreich nahm zu. Nach einem missglückten Putsch der Nationalsozialisten im Juli 1934, bei dem Dollfuß ermordet wurde, wollte sein Nachfolger Kurt Schuschnigg den autoritären Kurs fortsetzen. Doch der Verlust der Unterstützung durch Mussolini und der wachsende Druck der illegalen Nazis im Land führten schließlich zum von Hitler forcierten „Anschluss“: Am 12. März 1938 rückte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. Dieser Schritt fand Anhänger aus allen politischen Parteien – darunter auch das traditionell deutschfreiheitliche Dritte Lager. Aber auch der Wiener Erzbischof Theodor Innitzer oder der Sozialdemokrat Karl Renner begrüßten den Anschluss.
Damit fand die ungeliebte Erste Republik – ein Staat, den keiner wollte – ein tragisches Ende und Österreich wurde als Teil des Deutschen Reiches in die Schrecken des Zweiten Weltkrieges miteinbezogen.