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Sobibor – Die Unzerbrechlichkeit der Zerbrechlichen

Symposium zum Aufstand im NS-Vernichtungslager Sobibor

Gemeinsam mit der Alexander-Pechersky-Foundation hielt das Freiheitliche Bildungsinstitut am 22.3.2018 eine Gedenkveranstaltung zum Aufstand im NS-Vernichtungslager Sobibor im Kinosaal des Grand Hotel Wien ab. Dabei wurde ein Teil des Films „Sobibor“, der im Mai 2018 in Wien anlaufen soll, vorab gezeigt.

Bildungsinstituts-Geschäftsführer Dr. Klaus Nittmann sagte einleitend: "Der heutige Abend ist ganz und gar überparteilich und grenzübergreifend, wie es sich für ein solches Gedenken gehört. Hier und heute sollte es uns gelingen, einfach nur als Menschen zusammenzufinden.“ Er betonte, dass es für die Verbrechen des 2. Weltkrieges kein Verständnis, kein Relativieren an Worten und schon gar keine Rechtfertigung geben könne und dürfe, und das Andenken an die ermordeten und vertriebenen jüdischen Mitbürger eine stete Verpflichtung sei, derartiges nie wieder zuzulassen. Umso erschreckender sei die Tatsache, dass der Antisemitismus 73 Jahren nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder anwachse, eine Entwicklung, die sich im Zuge der unkontrollierten Massenzuwanderung auch in Europa rasant wieder ausbreite. „Alle Parteien und die Zivilgesellschaft müssen hier entschlossen Widerstand gegen diese brandgefährliche Entwicklung leisten. Deswegen sind Veranstaltungen wie die heutige so wichtig. Viele von den tapferen Aufständischen in Sobibor mussten ihre mutige Tat mit dem Leben bezahlen. Sie alle, die Überlebenden und die Ermordeten sind uns Vorbild“, so Nittmann.

Dmitrij Ljubinskij, Botschafter der Russischen Föderation in Österreich rief in Erinnerung, dass im Lager Sobibor, das ein Teil der riesigen Todesmaschine des Dritten Reiches gewesen war, über 250.000 Menschen aus der Sowjetunion, Polen, Österreich, Tschechien, der Slowakei, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und anderen Ländern vernichtet wurden. Er verwies auf zahlreiche russische Archivunterlagen und die Initiative der Alexander Pechersky Foundation, die zu hohen Auszeichnungen Pechersky posthum geführt haben und letztlich auch zum Erscheinen des Films „Sobibor“, der ein weiterer wichtiger Schritt zur Erhaltung der historischen Wahrheit sei. Ljubinskij warnte vor zynischen Versuchen die Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu manipulieren oder gar neu zu schreiben und lobte Österreich als konstruktives Vorbild für eine Erinnerungskultur, die zum besseren Verständigung zwischen den Völkern beitrage.

Auch Nikolay Zemcov, MP, Co-Vorsitzender von „The Immortal Regiment of Russia“ betonte die Wichtigkeit, gemeinsam die Erinnerung aufrechtzuerhalten und „unseren Kindern weiterzugeben als Pfand dessen, das sich das niemals wiederholen darf.“

Dr. Konstantin Mogilevsky, Vorsitzender der "Russia‘s History of Fatherland Foundation" sagte, dass die Werte, an die sich Pechersky und seine Kameraden gehalten haben, die eigene Würde und das Streben nach Freiheit waren. „Diese höheren menschlichen Werte haben sie vereint, sie waren nicht bereit einfach stillschweigend zu leiden und zu sterben. Sie haben es für unumgänglich gefunden, die Freiheit wieder zu erlangen. Unsere wichtigste Aufgabe ist die Erinnerung an diese Ereignisse lebendig zu halten und sie an die nächste Generation weiterzugeben.“ Der Film Sobibor stelle einen wichtigen Beitrag dazu dar, alles zu tun, damit sich derartiges nirgendwo auf der Welt wiederhole.

Michael Kleiner, Abgeordneter der Knesset a.D., Präsident des Likud-Parteigerichts betonte, dass Pechersky ein gemeinsamer Held für Israel und Russland sei, der ursprünglich als russischer Offizier verhaftet, aber nach Sobibor als Jude geschickt worden war. „Er ist sowohl für das jüdische Volk als auch für Russland ein Held, aber ich glaube, er hat das Recht als Held der Menschheit zu gelten, denn er hat beispielhaft gezeigt, dass man gegen eine übermächtig<s>e</s> scheinende Macht kämpfen kann und das ist ein Sieg im Geiste der Menschlichkeit.“ Man dürfe nie aufgeben und müsse Ungerechtigkeit immer bekämpfen. Der Holocaust müsse außerhalb und über allen politischen Disputen stehen.

Kleiner sagte abschließend: “Ich freue mich wirklich, dass uns das Bildungsinstitut der Freiheitlichen Partei nach Österreich eingeladen hat, die Russen und die Israeli. Herr Strache hat den Holocaust als das größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte bezeichnet und arbeitet hart daran, Israel zu helfen, dem jüdischen Volk zu helfen, das wissen nicht sehr viele Menschen. Ich hoffe, dass mein Land Israel der österreichischen Freiheitlichen Partei die entsprechende Würdigung zum Ausdruck zu bringt. Aber Sie wissen, Albert Einstein hat einmal gesagt, es ist einfacher ein Atom zu spalten, als Stigmata zu löschen. Ich glaube aber, hier sind wir zusammengekommen um genau das zu tun.“

Auch Alina Popova, Nachfahrin von Pechersky, und Dr. Iliya Vasilev von der Alexander Pechersky Foundation betonten, dass das Symposium helfe, die Erinnerung an Pechersky aufrechtzuerhalten und es ein Beitrag wäre, dass sich Derartiges niemals wiederhole.

 

Über das Vernichtungslager Sobibor

Sobibor war ein NS-Vernichtungslager, das 1942 während der deutschen Besetzung Polens von der SS in der Nähe des Dorfes Sobibor gebaut und betrieben wurde. Das Lager war Teil der geheimen „Aktion Reinhardt“, die die tödlichste Phase des Holocaust markierte. Juden aus Polen, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion (einschließlich jüdisch-sowjetischer Kriegsgefangener) wurden in Gaskammern erstickt. Schätzungen zufolge wurden bis zu 250.000 Menschen in Sobibor ermordet.

Am 14. Oktober 1943 kam es unter der Führung des Gefangenen jüdischer Abstammung und Offiziers der Roten Armee Leutnant Alexander Pechersky zu einer Revolte mit anschließender Massenflucht. Bis Ende des Krieges konnten nur 47 Flüchtlinge des Lagers untertauchen und überleben.

Kurz nach der Revolte schlossen die Deutschen das Lager, planierten die Erde und pflanzten Pinien, um seine Lage zu verbergen. Heute befindet sich auf dem Gelände das Sobibor-Museum.

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