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26. September 2022 | Afrika, internation. Bildungsarbeit

Malawi und Sambia

Bildungspolitische Einblicke

Rund 40 km außerhalb der malawischen Hauptstadt Lilongwe liegt die Lilongwe University of Agriculture and Natural Resources (LUANAR).

Die Universität ist aus dem Bunda College for Agriculture hervorgegangen und verfügt derzeit über rund 10.000 Studierende, 200 Lehrende und 5 Fakultäten. Internationale Kooperationen hat die Universität vor allem mit Ländern des südlichen Afrika, aus Europa kooperieren etwa die Hochschule Stuttgart-Hohenheim oder die University of Nottingham mit der LUANAR. Stärkere Kooperationen gibt es mit US-amerikanischen Hochschulen (Michigan, Kansas State, North Carolina, Mississippi).

Mit österreichischen Universitäten und Hochschulen gibt es derzeit keine Kooperationen, wiewohl sich die Universität für Bodenkultur hier hervorragend eignen würde. Daher stellte NAbg. MMMag. Dr. Axel Kassegger, Präsident des Freiheitlichen Bildungsinstituts und außenpolitischer Sprecher und Obmann der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich – Afrika Subsahara, während seiner bildungspolitischen Delegationsreise nach Malawi und Sambia im September 2022 das österreichische Programm Afrika-UniNet zur Förderung von Kooperationen zwischen österreichischen und afrikanischen Universitäten im Bereich des Lehrendenaustausches und der Forschung vor. Die österreichische Delegation traf Vice-Chancellor Prof. Emmanuel Kaunda, Deputy Vice-Chancellor Asc. Prof. Dr. Agnes Mbachi Mwangwela und weitere Führungskräfte der Lilongwe University of Agriculture and Natural Resources in den Räumlichkeiten der Universität zu Gesprächen und bildungspolitischem Austausch.

Die Delegation wurde zu einer Visitation der Forschungsstätten der Universität auf deren riesigen Campus eingeladen. Hier ist einerseits das von Japan geförderte Projekt zur Optimierung der Fischzucht erwähnenswert, außerdem hat Norwegen in den vergangenen Jahren die Universität massiv beim Ausbau der Infrastruktur unterstützt.

Auch ein Treffen mit Honorarkonsul Bruno Kloser und in Malawi ansässigen Österreichern stand auf dem Programm, darunter zwei Ingenieure der „Posch und Partner GmbH“ aus Innsbruck, die seit mehreren Jahren in Lilongwe im Rahmen eines von der Weltbank finanzierten Projektes zur Verbesserung der Wasserversorgung der malawischen Hauptstadt als Berater und Projektmanager für die Stadtregierung von Lilongwe arbeiten.

Bei einem Treffen mit der Bildungsministerin der Republik Malawi Hon. Agnes NyaLonje im Bildungsministerium, die Einblicke in das Bildungswesen des Landes gab: Auch in Malawi stellen fehlenden Ressourcen sowohl hinsichtlich Infrastruktur als auch hinsichtlich geeignetem Lehrpersonal insbesondere auf der Primärstufe eine besondere Herausforderung dar. Immerhin beginnen in Malawi 90 % der Kinder eine Schulausbildung, es schließen jedoch nur 51 % die Primärstufe ab. Auf Ebene der Sekundarstufe beträgt der Anteil der Kinder, die selbige abschließen lediglich 15 %, weniger als 1 % eines Jahrgangs besuchen in weiterer Folge eine Universität. Internationale Hilfen leisten US-AID, die EU und die Weltbank, das österreichische Programm Afrika-UniNet wurde von Delegationsleiter Dr. Kassegger vorgestellt und mit großem Interesse aufgenommen.

Bei einer Konferenz mit Mitgliedern des Außenpolitischen Ausschusses des malawischen Parlaments in den Räumlichkeiten des Parlaments standen neben dem wechselseitigen Kennenlernen die Erörterung der Auswirkungen des Ukraine-Russland Krieges auf Malawi im Vordergrund. Dabei wurde seitens der malawischen Kollegen neben der Sorge hinsichtlich der Versorgungssituation mit Öl und Gas vor allem die Sorge in Bezug auf die Versorgung mit Weizen und Düngemitteln geäußert. Darüber hinaus ist man besorgt, dass sich die ganze Aufmerksamkeit der Welt auf diese Region fokussiert und Afrika in diesem Zusammenhang „vergessen wird“.

Man verblieb mit dem Wunsch, die freiheitliche Delegation bestehend aus dem Präsidenten des FBI NAbg. MMMag. Dr. Axel Kassegger (außenpolitischer Sprecher und Obmann der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich – Afrika Subsahara), NAbg. Christian Hafenecker (Obmann des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung) und dem KD-Stv. des freiheitlichen Parlamentsklubs DI Walter Asperl (Referent für Bildung, Wissenschaft und Forschung, auf der IPU-Konferenz in Kigali/Ruanda im Oktober 2022 wieder zu treffen.

Im Anschluss fand ein Treffen mit der Parlamentspräsidentin des malawischen Parlaments Rt. Hon. Catherine Gotani Hara statt. Präsidentin Gotani Hara steht der malawischen Nationalversammlung mit 193 Abgeordneten (Einkammersystem) als 14. Präsidentin seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1964 vor. Sie bedankte sich bei der Delegation für den Besuch und gab im Rahmen einer ausführlichen Führung durch das Haus Gelegenheit, über die Arbeitsweise und Prozesse im malawischen Parlament zu diskutieren und diese mit jenen des österreichischen Parlaments zu vergleichen.                

Im Nachbarstaat Sambia stand ein Meeting mit dem Justizminister der Republik Sambia Hon. Mulambo Haimbe im Justizministerium in Lusaka auf dem Programm. Neben der Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Justizsysteme gab es Gelegenheit für einen intensiven informativen Austausch zu den Themen Verfassungsreform, Gewaltentrennung, Sicherstellung der Unabhängigkeit von Gerichten und vor allem den Möglichkeiten einer Erleichterung der Handelsregelungen zwischen der EU und Sambia. Auch Minister Haimbe gab seiner Sorge Ausdruck, dass sich der Ukraine-Russland Konflikt in Steigerungen der Preise für Öl und Gas sowie Lebensmittel auswirken könnte, wiewohl sich die ebenso gestiegenen Kupferpreise für Sambia als zweitgrößten Kupferexporteur Afrikas positiv auswirken.

Danach fand ein Treffen mit der ersten stellvertretenden Parlamentspräsidentin des sambischen Parlaments Hon. Malungo A. Chisangano statt. Sambia hat ebenfalls ein Einkammersystem mit insgesamt 167 Abgeordneten. Eine Besonderheit des sambischen Parlaments besteht darin, dass von den 167 Abgeordneten 156 gewählt werden, acht vom Präsidenten ernannt werden und drei kraft Amtes Mitglieder sind. Delegationsleiter Dr. Kassegger konnte auf die mehrjährige bilaterale parlamentarische Kooperation zwischen Österreich und Sambia im Rahmen des NordSüdDialog verweisen. Ausdrücklichen Dank äußerte die stv. Parlamentspräsidentin hinsichtlich des im Juni 2022 stattgefundenen Besuchs einer sambischen Delegation von Experten des sambischen Parlaments in Budgetfragen zum Zwecke einer Vorstellung der Arbeitsweise des Budgetdienstes des österreichischen Parlaments in Wien. Ebenso berichtete Frau Chisangano über ein strategisches Projekt Sambias zur Stärkung des Bildungsbereichs im Sinne der Ziele des SDG Nr. 4 im Land. Dieses läuft von 2020 bis 2024, wobei Abgeordnete sich hier aktiv einbringen.

Im Anschluss daran fand ein Treffen mit der Rektorin der University of Zambia Frau Prof. Anne Lungowe Sikwibele auf dem Campus der Universität statt. Die University of Zambia wurde 1965, also ein Jahr nach Erlangung der Unabhängigkeit, gegründet und ist mit 30.000 Studierenden auf 12 Fakultäten („Schools“) und drei Forschungsinstituten die größte und renommierteste Universität des Landes. Auch an dieser Universität gibt es dieselben Probleme wie an vielen afrikanischen Universitäten: Mangelhafte infrastrukturelle Ausstattung, insbesondere was Werkstätten und Labore betrifft, zu geringe Anzahl hochqualifizierter Lehrkräfte und zu geringe Verfügbarkeit von Wohnraum für Studierende. An internationalen Kooperationen betreibt die Universität Projekte mit den USA, China und anderen Ländern. Erwähnenswert ist das Engagement Japans im Bereich der Veterinärmedizin und jenes Deutschlands im Bereich der Pharmazie. Mit Österreich bestehen keine Kooperationen, weswegen das Projekt Afrika-UniNet auch hier vorgestellt wurde.                         

Als letzter Termin fand ein Treffen mit dem sambischen Bildungsminister Hon. Douglas Syakalima in den Räumlichkeiten des Bildungsministeriums statt. Minister Syakalima ist neben dem Primär- und Sekundarbereich auch für den gesamten Tertiären Sektor verantwortlich, demnach da facto auch Wissenschaftsminister. Auch in Sambia wurde vom Präsidenten Hakainde Hichilema 2021 das Projekt „free education for all“ ausgerufen. In Sambia gingen zuvor 50 % der Kinder überhaupt nicht zur Schule, auch das Bildungswesen Sambias steht vor enormen Herausforderungen, was die Umsetzung dieses strategischen Projektes betrifft, wie der damit beauftragte Minister Syakalima berichtete. Alleine im Jahr 2022 wurden 30.000 neue Lehrkräfte eingestellt, 60.000 weitere werden dringend benötigt. Unterstützung im Aufbau von Kapazitäten, sowohl was die Infrastruktur betrifft als auch was den Lehrkörper betrifft, wäre dringend notwendig.

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