Skip to main content
DE / EN
15. Februar 2021

Corona & Bildung

COVID-19 aktuell - Gedanken zur Krise

Die Corona-Krise hat viele Aspekte. Die Maßnahmen dagegen sind weltweit sehr umstritten, die Berichterstattungen in den Main-Stream-Medien jedoch sehr einseitig.

Das Freiheitliche Bildungsinstitut betrachtet in dieser Serie die andere Seite und gibt den Unterrepräsentierten eine Stimme.

Am 11. März 2020 hat die österreichische Bundesregierung bekannt gegeben, dass die Schulen 5 Tage später geschlossen werden. Danach standen sie lediglich für Betreuungszwecke zur Verfügung. Der Unterricht fand in Form des sogenannten Heim-Unterrichtes statt: über das Internet mittels Videokonferenzen und mittels elektronischer Lernplattformen. Dies hat zahlreiche Probleme mit sich gebracht. Die Schließung der Schulen traf Eltern, Schüler sowie Lehrer völlig unvorbereitet.

Nicht alle Familien verfügen zu Hause über die entsprechenden Endgeräte, die für den Heim-Unterricht notwendig sind. Eltern, die von zu Hause aus arbeiteten, oder Geschwister mussten sich oftmals Computer bzw. Endgeräte teilen. Dies verschärfte die häufig angespannte Situation, auch weil räumlich eingeschränkt, in den Familien. Hinzu kamen Leitungs- bzw. Internetprobleme. Mangelnde Sprachkenntnisse im Elternhaus, insbesondere bei Zuwandererfamilien, führten ebenso zu Problemen. Etwa 20 Prozent der Schüler konnten im Zuge der Umstellung des Schulbetriebes nicht erreicht werden.

Auch waren die Lehrerinnen und Lehrer anfangs durch das Ministerium völlig alleine gelassen, denn lange gab es weder zum Heim-Unterricht noch zur Matura geeignete Informationen, um einen geordneten Ablauf zu versichern.

Was zu massiven Belastungen, insbesondere bei den Schülern geführt hat, sind einerseits die fehlenden sozialen Kontakte, der persönliche Umgang und das tägliche Zusammentreffen und der Austausch mit Mitschülern und Freunden. Und andererseits die Ungewissheit über ihre weitere Zukunft, über den Abschluss des Schuljahres, die Matura, die Benotung, die Antwort auf die Frage, ob sie ihr verpflichtendes Praktikum absolvieren können, ein Studium beginnen können oder ob sie ein Jahr verlieren. In den Wochen der Ausgangsbeschränkungen gab es kaum klare und verlässliche Aus- und Ansagen der Politik, es wurden unkonkrete Maßnahmen angekündigt, und es traten plötzliche Verordnungen in Kraft. Mittels Verordnungsermächtigung und konnte der Minister das Bildungsministerium einzig und allein durch Verordnungen führen. Diese Vorgehensweise sorgte bei Schülern, Lehrern und Eltern jedes Mal für eine neue Unsicherheit. 

Mit dem plötzlichen und völligen Abriss der persönlichen, sozialen Kontakte unserer Kinder zu Freunden und Mitschülern gingen auch gesellschaftliche Veränderungen einher. Die Kommunikation und die zwischenmenschlichen Beziehungen wanderten ins Netz ab, gemeinsames Spielen, gemeinsames Lernen, gemeinsames Erleben, den Freund, die Freundin zu trösten und zu motivieren oder auch das Kennenlernen neuer Freunde fanden nicht mehr oder nur mehr begrenzt statt. Ob und inwieweit dieser Umstand gerade unsere Jüngsten nachhaltig beeinflusst und wie sie diese Phase der Isolation verarbeiten werden, wird sich erst in einigen Jahren zeigen.

Das „Distance-Learning“ wirft auch für die Zukunft eine Vielzahl von Fragen auf, auf die es Antworten braucht. Eine Situation wie die momentane, kann uns jederzeit wieder treffen. Es müsste also jederzeit möglich sein, in einen Notfallmodus überzugehen. Dies darf aber nicht auf Kosten der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen gehen. Wie schaffen wir es, dass dann alle Schüler die gleichen Bedingungen, die gleichen technischen Voraussetzungen haben? Wie schützen wir die notwendige digitale Infrastruktur? Ist die Ausstattung der Schüler mit Schulbüchern im gleichen Umfang wie bisher notwendig? Kann das Fairnessprinzip der Zentralmatura durch das „Distance-Learning“ aufrechterhalten werden? Wie sieht es mit den Klassen aus, die am längsten betroffen waren und nächstes Jahr maturieren?

Was die Krise besonders deutlich aufgezeigt hat, ist, dass es gerade im Schulbereich zu einer deutlichen Überforderung der Entscheidungsträger gekommen ist. Die Verantwortung der Betreuung der Schüler wurde in zunehmendem Maße an die Eltern abgeschoben, mögliche Kollateralschäden und psychische Folgen fehlender Sozialkontakte von Kindern und Jugendlichen wurden ignoriert, und das Vertrauen in das heimische Bildungssystem und das „Recht auf Bildung“ ganz allgemein erschüttert.

 

© 2024 Freiheitliches Bildungsinstitut. Alle Rechte vorbehalten.