Wir Weicheier
Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist
Wir Weicheier
Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist
Prof. Martin van Creveld, 2. Auflage, 224 Seiten, Hardcover, € 19,90, ISBN 978-3-902732-67-5
Der Autor Prof. Martin van Creveld über das von ihm geschriebene Buch Wir Weicheier: Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist:
Wie Hamlet mal sagte, im Staat ist etwas faul. Weltweit sind die Länder der NATO für ungefähr 60% aller Militärausgaben verantwortlich. Wenn man Australien mitrechnet, ist die Summe sogar noch höher. Noch nie waren Streitkräfte so gut organisiert, ausgerüstet und ausgebildet. Doch seit dem Ende des Koreakrieges 1953 endeten fast alle Konflikte in Niederlagen. So wie es unter anderen in Algerien, Vietnam, Irak und Afghanistan passiert ist. Und so wie es vielleicht wieder passieren wird, wenn sich der islamische Terrorismus in Europa weiter ausbreitet und Fuß fasst.
Was ist schiefgelaufen? Wie sind aus den zähen Soldaten, die von 1492 bis 1914 alle natürlichen und menschlichen Hindernisse überwanden und praktisch die ganze Welt eroberten, Weicheier geworden? Dieses Buch versucht diese Frage zu beantworten. Das erste Kapitel konzentriert sich auf die Art, mit der unsere abendländische Zivilisation mit ihrer schrumpfenden Zahl an Nachkommen umgeht. Man infantilisiert sie und nimmt ihnen jede Art von Unabhängigkeit. Um es mit einem Zitat des amerikanischen Bestseller Autors William Deresiewicz auszudrücken, sie werden in “vorzügliche Schafe” verwandelt. Das zweite Kapitel zeigt, wie eben dieselben Probleme das Militär plagen und es in vieler Hinsicht in eine Art Kindergarten verändert wurde. Das dritte Kapitel erklärt, wie die fortschreitende Feminisierung der Truppe ihre Kampfkraft reduziert und zerstört. Das vierte Kapitel stellt dar, wie Soldaten die heutzutage am Kriege beteiligt sind, quasi gezwungen werden an posttraumatischen Belastungsstörungen zu leiden. Das fünfte Kapitel letztlich beschreibt den Aufstieg der sogenannten “Gesellschaft der Rechte”, die für „Pflicht“ kaum noch Raum bietet und jede Art von Kampf prinzipiell verpönt.
Das Buch ist einfach und fließend geschrieben. Jeder, der sich um die Zukunft und Rettung der abendländische Zivilisation Sorgen macht, sollte es lesen.
Rezension:
Der Terror ist in Europa angekommen und unsere Regierungen scheinen hilflos dagegen. Nicht einmal die primäre staatliche Aufgabe der Grenzsicherung gelingt der EU. Könnte sich Europa heute überhaupt noch militärisch verteidigen? Der Autor ist skeptisch und bezieht die ganze westliche Welt in seine Analyse ein.
Das Problem beginnt schon bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, die viel stärker kontrolliert und überwacht, zugleich aber weniger gefordert werden als dies in früheren Zeiten der Fall war. Auch Politik und Medien tun, was sie können, um die Verteidigungsbereitschaft zu schwächen.
Detailliert beleuchtet der Militärexperte, wie den Streitmächten Schritt für Schritt die Zähne gezogen wurden, sodass sie heute kaum noch funktionsfähig sind. Auch dem Thema Frauen in Kampfeinheiten widmet er sich kritisch auf der Basis umfangreichen Dokumentationsmaterials. Bezeichnend ist, dass immer mehr westliche Soldaten – etwa in den USA – nach Einsätzen unter „posttraumatischen Belastungsstörungen“ (PTBS) leiden, eine Erkrankung, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg fast keine Rolle gespielt hat, obwohl die Kämpfe und damit auch die psychische Belastungen damals viel höher waren.
Das Fazit des weltbekannten israelischen Militärhistorikers: Europa ist mittlerweile unfähig zur Selbstverteidigung geworden. Das wird unvermeidliche Rückwirkungen auf seine Stellung in der Welt haben. Kann die westliche Welt, kann das Abendland noch gerettet werden? Nach Ansicht Martin van Crevelds nur, wenn eine Reihe von dringend nötigen Maßnahmen ergriffen und entsprechende Schritte eingeleitet werden. Solange bei uns jedoch die Rechte über die Pflichten der Staatsbürger dominieren, werden diese nicht möglich sein.
Der Autor:
Martin van Creveld ist einer der wichtigsten Militärhistoriker der westlichen Welt. Er ist emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Zuletzt erschienen von ihm im Ares Verlag: „Kampfkraft. Militärische Leistung und Organisation der deutschen und amerikanischen Armee 1939–1945“, 5. Auflage, Graz 2016, sowie: „Kriegs-Kultur. Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte“, Graz 2011.