Generation Krokodilstränen
Über die Machttechniken der Wokeness
Verlag: Europa Verlag
ISBN: 978-3-95890-613-6
Pauline Voss ist seit 2023, nach ihren Tätigkeiten als Autorin in einer Videoagentur und Redakteurin bei der Neuen Zürcher Zeitung, als freie Journalistin tätig. In ihrem Buch „GENERATION KROKODILSTRÄNEN: Über die Machttechniken der Wokeness“ setzt sie sich mit der zeitgeistigen, jungen woke Generation auseinander und analysiert deren Verhaltensweisen.
„Die junge woke Generation dominiert die gesellschaftspolitischen Debatten. Aufgewachsen in einer unpolitischen Zeit, überzieht sie die Öffentlichkeit heute mit einem hyperpolitischen Befindlichkeitswahn.“
Die Fragen dazu lauten hier nicht nur: „Wie konnte es so weit kommen?“, sondern auch, wie die Machttechniken dieser Generation zu interpretieren sind.
Der französische Philosoph, Historiker und einer der meistzitierten Intellektuellen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Michel Foucault gilt gemeinhin als Vordenker eines woken „Stammesdenkens“. Seine Theorien werden für die Auswüchse der Cancel Culture, politischen Korrektheit und Wokeness, die als Begriffe der heutigen Zeit in der öffentlichen Diskussion immer wieder auftauchen, verantwortlich gemacht. Pauline Voss zeigt in ihrer Publikation auf, warum gerade diese Theorien und Analysen von Michel Foucault, die den heute zwanzig- bis vierzig-Jährigen an den Universitäten gelehrt wurden, nicht als Begründung für die totalitäre Wokeness herangezogen werden können. Die Autorin interpretiert Foucault neu und legt anhand des „Werkzeugkastens“ des Philosophen analytisch dar, dass seine Theorien diese allgewaltige Wokeness nicht legitimieren, sondern – im Gegenteil – sogar delegitimieren:
„Es ist daher an der Zeit, Foucault vor dem Missbrauch durch das neue woke Spießertum zu schützen und seine Analysen stattdessen als Schlüssel anzuwenden, um zu verstehen, wie seine Jünger ihre Macht sichern: die Macht über den Alltag, die Sprache, die Kultur, über politische Entscheidungsprozesse und schließlich über das Denken, den Körper und die Privatsphäre jedes Einzelnen.“ (vgl. Buchumschlag)
Über dieses Buch wurde schon gesagt, dass es Pauline Voss mit ihren Ausführungen gelungen ist, den Spieß umzudrehen und die „Generation Krokodilstränen“ mit ihren eigenen philosophischen Waffen zu schlagen. Die Autorin, die selbst Jahrgang 1993 ist, hält zu der von ihr im Buchtitel gewählten Bezeichnung ihrer Generation fest:
„Man bezeichnet uns als »Generation Schneeflocke«: so zart, dass wir uns nur mit eigenen Befindlichkeiten und der Befriedigung unserer Bedürfnisse beschäftigen. Ich halte diese Interpretation für eine Täuschung. In den meisten Fällen handelt es sich um die Simulation von Bedürfnissen, deren Erfüllung dann mit Furor eingefordert wird. Viele der Tränen, die meine Generation öffentlich weint, sind Krokodilstränen. Für unseren eigenen Schmerz haben wir noch kaum Ausdrucksform gefunden.“ (vgl. S. 12)
Nach dieser Begriffserläuterung stellt sie Fragen, wie zum Beispiel „Welche Bedürfnisse verbergen sich hinter dem Gefühlsspektakel; Wonach sehnt sich diese Generation wirklich?“, „Wer aber sind die Nutznießer dieser vermeintlichen Befreiungskämpfe?“ oder „Warum lassen sich die Weinenden von den eigenen Krokodilstränen überzeugen?“ und „Wie verändern diese das politische Gefüge?“.
Letztendlich bietet Pauline Voss ein klar und verständlich beschriebenes Generationenportrait, in dem sie allgemeine gesellschaftliche Phänomene mit persönlichen Erfahrungen verbindet. Sichtbar werden Paradoxien der „Generation Krokodilstränen“.