Die Selbstgerechten
Mein Gegenprogramm - für Gemeinsinn und Zusammenhalt
Verlag: ABOD Verlag
ISBN-10: 9783954717835
ISBN-13: 978-3954717835
Kritik aus den eigenen Reihen der Linken übt Sahra Wagenknecht in ihrem neuen, 2021 erschienen Buch „Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm – für Gemeinsam und Zusammenhalt“. Sie ist eine deutsche Publizistin und Politikerin, die seit Anfang der 1990-er Jahre tonangebende Funktionen in den Vorstandgremien der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) inne hatte. Danach setzte sie ihrer Karriere in der Nachfolgepartei Die Linke fort, die 2007 durch die Vereinigung der PDS mit der WASG (Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit) entstand. 2010 bis 2014 war sie stellvertretende Parteivorsitzende, 2015 wurde sie gemeinsam mit Bartsch Fraktionsvorsitzende, 2019 schied sie dann als solche aus. Seit 2014 ist sie in zweiter Ehe mit Oskar Lafontaine verheiratet.
In ihrem neuen Buch beleuchtet Sahra Wagenknecht Die Linke äußerst kritisch, wähnt, dass links heutzutage vorwiegend zu einer Lifestylefrage verkommen ist: „Urban, divers, kosmopolitisch, individualistisch“. In der westlichen Welt, sowohl in Europa als auch in den USA, konzentriert man sich ihrer Meinung nach mehr auf Sprachkontrolle mit „Gender-Sternchen“ als auf die Verbesserung der konkreten Verhältnisse und eine echte „Chancengerechtigkeit“ für einen Großteil der Mittelschicht, schlecht bezahlte Frauen und überlassene Leiharbeiter oder arme zugewanderte Neubürger.
Sahra Wagenknecht geht, obwohl selbst Linke, mit Linksliberalen hart ins Gericht, deren Identitätskampf den „kleinen Leuten“ weder einen Euro noch soziale Sicherheit bringt: „Was den Lifestyle-Linken in den Augen vieler Menschen und vor allem der weniger Begünstigten so unsympathisch macht, ist seine offensichtliche Neigung, seine Privilegien für persönliche Tugenden zu halten und seine Weltsicht und Lebensweise zum Inbegriff von Progressivität und Verantwortung zu verklären“, lautet ihre Bekrittelung von jenen Vertretern aus wohlbehüteten Verhältnissen, die Zeit und Muße haben, um sich über die Schlechtigkeit der Welt zu empören und dabei gleichzeitig Forderungen aufstellen, die real unlösbar sind. Wer daran Kritik übt, wird von ihnen mit moralischer Ächtung bestraft. Wer nicht kritiklos für sie ist, gilt als „Rechter“, „Klimaleugner“, „Aluhutträger“, „Verschwörungstheoretiker“ oder Vergleichbares. Diese identitären Linken werden von Sahra Wagenknecht daher als „Selbstgerechte“ betitelt, sie bescheinigt ihnen eine „allzu aufdringlich zur Schau gestellte Überzeugung, auf der Seite des Guten, des Rechts und der Vernunft zu stehen“.
Aus ihrer Sicht bleiben politische Konzepte für sozialen Zusammenhalt in solch einem linken Lager auf der Strecke und durch die Vernachlässigung der Kultur und des Zusammengehörigkeitsgefühls der Bevölkerung fürchtet sie, dass Die Linke ehemals linke Stammwähler verlieren und rechte Parteien einen Zulauf erfahren werden, denn „niemand unterstützt Parteien, von denen er sich sozial im Stich gelassen und kulturell verachtet fühlt.“
Sahra Wagenknecht präsentiert im vorliegenden Buch daher eine Alternative zum Linksliberalismus, der sich zwar progressiv einschätzt, tatsächlich aber die Gesellschaft weiter spaltet, „weil er sich nur für das eigene Milieu interessiert und Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft ignoriert.“. Ihr Gegenprogramm soll dazu dienen, linke Politik wieder mehrheitsfähig zu machen. Bekennend tritt sie als Gegnerin einer „Politik für skurrile Minderheiten“ auf und fordert mehr Miteinander für Gemeinsinn und Zusammenhalt. Allerdings dürfte sie mit ihren politischen Einwendungen und ihrem Gegenprogramm innerhalb des linken Lagers eher das Gegenteil erzielen: Statt Gemeinsinn und Zusammenhalt einen Lagerkampf, von dem andere Parteien bei den nächsten Wahlen profitieren werden.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sahra_Wagenknecht, 18.5.2021, 10:45; Wagenknecht, S. (2021). Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt. Campus Verlag Frankfurt/New York.