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14. Februar 2014 | Buchempfehlungen

Der neue Tugendterror

Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland

Der neue Tugendterror

Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland

Verlag Deutsche Verlags-Anstalt, 400 Seiten, € 22,99, ISBN 978-3421046178

Wer bestimmt, was gesagt werden darf – und worüber geschwiegen werden muss?

Meinungsfreiheit ist hierzulande durch das „Grundgesetz“ garantiert. Aber wie sieht es damit im Alltag aus? Dort begegnen wir immer wieder Denk- und Redeverboten und sind recht schnell an den Grenzen des Sagbaren angelangt.

Thilo Sarrazin analysiert den grassierenden Meinungskonformismus und stellt fest: Wer Dinge ausspricht oder Zusammenhänge herstellt, die nicht ins gerade vorherrschende Weltbild passen, der wird gerne als Provokateur oder Nestbeschmutzer ausgegrenzt.

Mit gewohntem Scharfsinn prangert Thilo Sarrazin diesen Missstand an, zeigt uns, wo seine Ursachen liegen, und benennt die 14 vorherrschenden Denk- und Redeverbote unserer Zeit.

Rezension:

In seinem wohl berühmtesten Werk „Deutschland schafft sich ab“ rechnet Dr. Thilo Sarrazins schonungslos mit der verantwortungslosen Zuwanderungspolitik in Deutschland sowie der dadurch ausgelösten gesellschaftspolitischen Problematik ab. Mit der Herausgabe jenes Buches ging eine große künstliche, medial gesteuerte Aufregung einher. Die Reaktionen der Medien und Öffentlichkeit auf dieses Buch waren feindlich, eine sachliche Diskussion über die vom Autor angesprochene Thematik blieb nahezu vollständig aus. Vielmehr zielten gesteuerte Medienkampagnen darauf ab, Sarrazin diverse Aussagen zu unterstellen, die er nie getätigt hatte. Man suggerierte der uninformierten Öffentlichkeit eine plumpe Ausländerhetze - durch angeblich unsachliche Abhandlungen und Aussagen - des Autors.

„Ein Teil der Kritik wollte meine Fragestellungen delegitimieren. Fakten und Argumente interessierten dabei gar nicht. Es dauerte einige Zeit, bis ich das erkannt hatte.“ (S. 55).

Diese und andere am eigenen Leibe erfahrene öffentliche Reaktionen waren für Sarrazin Grund genug, eine auf seiner gewonnenen Erkenntnis basierende Analyse über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland in seinem jüngsten Werk „Der neue Tugendterror“ zu verfassen.

Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel. Etwa ein Drittel des Inhalts beschreibt die eingesetzten Methoden der öffentlichen Meinungsbildung, sowohl von politischer als auch medialer Art, die vor allem über die Sprache als Herrschaftsinstrument des Tugendterrors umgesetzt wird. Die gesellschaftlich aufindoktrinierte „geschlecht-ergerechte Sprache“, das Thema der „politisch-korrekten ethnischen Benennungen“, aber auch sogenannte „Unwörter“, wie etwa „Wirtschaftsflüchtling“ (S. 182), sind die gegenwärtigen Zeichen von dem Versuch, „(…) über die Wahl der Worte im Sinne von Priming und Framing den oder die Adressaten zu lenken. Zumeist machten Herrschende auch den Versuch, die Beherrschten über geeignete Sprachregelungen zu beeinflussen.“ (S. 155).

Sarrazin beschreibt den „Tugendterror“ als eine Haltung von Intoleranz, die nicht nur eigene Ansichten für wahr und überlegen hält, sondern auch andere Ansichten abqualifiziert und ihre Vertreter quasi in die moralische Verbannung schickt.

Das brisanteste und interessanteste Kapitel ist das sechste und auch längste Kapitel des Buches mit dem Titel: „Vierzehn Axiome des Tugendwahns im Deutschland der Gegenwart“. Darin listet Sarrazin vierzehn Themen auf, die in Deutschland von dem sogenannten „Tugendwahn“ (S. 216) besonders beeinflusst werden. In diesem Kapitel widmet sich der Autor jedem einzelnen Thema und bringt es zur Diskussion, indem er dazu eine These aufstellt, der er eine Gegenthese gegenüberstellt. Sarrazin präsentiert Argumente der Gegenseite, die er als „Tugendwächter“ bezeichnet, und versucht in seinen Gegenthesen mit eigenen Argumenten diese zu entkräften. Diese Gegenüberstellungen werden nicht nur interessant und anschaulich beschrieben, sondern bieten dem Leser auch ein amüsantes Leseerlebnis, da Sarrazin es einzigartig schafft, diese vorherrschenden Dogmen mit Leichtigkeit zu entkräften.

Fazit:

„Menschen glauben in erster Linie an das oft Gehörte und scheinbar Plausible - außer sie können sich aus eigenem Augenschein und eigener intellektueller Einsicht selbst ein Bild machen.“ (S. 217).

Dieses Buch soll als Anreiz verstanden werden, dem Tugendterror als Form einer Gleichheitsideologie, die die Existenz von Unterschieden zwischen Menschen, Religionen und auch sozialen Gruppen zu tabuisieren und verneinen versucht, kritisch zu begegnen und eine gesellschaftliche Diskussion darüber in Gang zu setzen um die Meinungsmacher unserer Zeit, die sogenannten Tugendwächter, in die Schranken zu weisen.

Im Gegensatz zum bekanntesten Sarrazin-Werk „Deutschland schafft sich ab“, ist dieses Buch viel weniger zahlen- bzw. statistiklastig, sondern vielmehr ein Plädoyer für die Verteidigung der Meinungsfreiheit, die im heutigen Zeitalter der „Political Correctness“ zunehmend ausgehöhlt wird.

Lesbarkeit:                         *****                           

Verständlichkeit:                ****

Brisanz/Spannung:              ***                             

Argumentationsnutzen:   *****

 

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