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07. November 2022

1984 (George Orwell)

Immer wieder lesenswert

Verlag: Ullstein, 51. Auflage

ISBN:  978-3-548-23410-6

Das Buch mit dem Titel „1984“ von George Orwell zählt zu den Literaturklassikern und erschien im Jahr 1994 in der 51. Ausgabe mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann. Dieser dystopische Roman in drei Teilen ist zwar 1949 erstmals herausgegeben worden, gilt aber mehr als siebzig Jahren danach auch im 21. Jahrhundert als absolut lesenswert. Dies allein schon deshalb, weil viele Ereignisse der heutigen Zeit Anlass geben, den Romaninhalt als beklemmend aktuell zu erleben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein totalitärer Überwachungsstaat des Jahres 1984, was bei Fertigstellung des Romans im Jahr 1948 als noch weit entfernt empfunden wurde. Dieser Staat ist einer der drei verbliebenen Supermächte, die sich gegenseitig laufend bekriegen, und wird als Ozeanien bezeichnet. Die Hauptfigur des Romans ist ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden Staatspartei namens Winston Smith, der im Ministerium der Wahrheit arbeitet. Trotz allgegenwärtiger Überwachung möchte sich Winston Smith eine Privatsphäre bewahren und zeigt Interesse an der wahren Vergangenheit, die verschleiert wird, indem das Geschichtsbild laufend durch den Staat im Sinne der herrschenden politischen Ideologie und Parteilinie verfälscht wird.

„Big brother is watching you“ lautet die Parole, womit die Bürger an ihre permanente Überwachung erinnert werden. Nicht abschaltbare Teleschirme kontrollieren visuell den öffentlichen Raum und auch Wohnungen, hören sie ab, zeichnen alles auf und liefern laufend Propaganda via Staatsfernsehen. Die Partei reinigt die Sprache von schädlichen Begriffen und ersetzt sie durch eine neue Sprache („Neusprech“), außerdem beeinflusst sie das Denken („Gutdenk“) in ihrem Sinn durch ständiges Wiederholen von z. B. den drei Parolen „Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke“. Die Freiheit des Denkens wird dadurch aufgehoben, dass die Gedankenpolizei - im Roman Denkpoli genannt - die Bürger hinsichtlich ihrer kritischen Gedanken bzw. Gedankenverbrechen überwacht, allen voran die Parteimitglieder ganz besonders streng. Dennoch gelingt es Winston Smith eine Zeit lang seine Gedanken des Widerstands und auch seine Gefühle, vor allem die Liebe zu einem anderen Parteimitglied, Julia, zu verheimlichen. Dies gilt als verboten und Sexualität unter Parteimitgliedern, sofern nicht ohnehin eine künstliche Befruchtung stattfindet, darf nur der Fortpflanzung dienen.

Letztendlich fliegt Winston Smith, der nicht nur Interesse an der Untergrundbewegung des Staatsfeindes Emanuel Goldstein signalisiert, sondern auch die Partei bekämpfen möchte, durch einen vermeintlichen Verbündeten, der sich als Feind der Partei ausgibt, den Spion O´Brian, auf. Winston Smith kommt ins Gefängnis, wird gefoltert und einer Gehirnwäsche unterzogen. Letzten Endes erlangt er die Erkenntnis, den „Großen Bruder“ („Big brother“) - wer auch immer dies sein mag, denn darüber bleibt man im Unklaren - zu lieben.

Der Roman scheint kein Ablaufdatum zu haben, denn zeitlos wird sein Titel, der Name des Autors Orwell, „Big brother“ oder der Satz „Big brother is watching you“ ins Spiel gebracht, wenn staatliche Überwachungsmaßnahmen kritisch beleuchtet, hinterfragt oder abgelehnt werden. Auch in der Diskussion über die „Politische Korrektheit“ der Gegenwart, die Sprachtabus oder die beschönigende Benennung  - in womöglich verschleiernder Absicht - von Personen/-gruppen, Gegenständen oder Sachverhalten einfordert, werden Vergleiche mit dem „Gutdenk“ des Romans gezogen.

Alle jene, die sich gegen Unterdrückung zur Wehr setzen und in Freiheit leben möchten, finden im Klassiker „1984“ von George Orwell Gedankenanregungen. Der Roman dient als Warnung, soll die Augen öffnen, aufwecken und abschrecken zugleich.

Einen Vergleich zwischen der Vision von George Orwell und den heutigen Gegebenheiten können Sie in der Buchempfehlung "1984 - Wir wurden gewarnt: Wieviel von Orwells Roman ist bereits Realität?" nachlesen.

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